Wohngesundheit

Gesunde Menschen haben andere Bedürfnisse als Allergiker oder MCS - Kranke (Multiple Chemikalien-Sensitivität). Während für die zweite Gruppe in Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Mediziner eine individuelle Begutachtung und Baustoffauswahl erforderlich ist, können sich gesunde unter anderem an Empfehlungen staatlicher Stellen für die Qualität der Innenraumluft orientieren. Zum Beispiel der Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Innenraumrichtwerte“ der Innenraumlufthygiene-Kommission (IRK) des Umweltbundesamtes, der Weltgesundheitsorganisation oder der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute. Bei Umbauten und Sanierungen muss die Vorbelastung mit Schadstoffen wie Holzschutzmitteln oder Schimmel untersucht werden.

Was sind Wohngifte?

Neben Tabakrauch verströmen vor allem Möbel, Baumaterialien, Bodenbeläge, Lacke und Wandfarben gesundheitlich bedenkliche Stoffe wie Lösemittel, Weichmacher oder Formaldehyd. Wohngifte wie diese machen sich beim Menschen mit Kopfschmerzen und Reizungen der Schleimhäute bemerkbar. Auch Schwindel, Konzentrationsstörungen oder ständige Müdigkeit sind typische Folgen. Wohngifte liefern unangenehme Gerüche. Formaldehyd, das bekannteste Aldehyd beispielsweise hat einen stechenden Geruch und sorgt häufig für negative Schlagzeilen. Formaldehyd ist eine in hohen Konzentrationen giftige Substanz, die sehr häufig in Innenräumen nachweisbar ist. Es wird als Bindemittel unter anderem in Spanplatten eingesetzt und gilt als krebserregend. Doch auch andere Aldehyde und sogenannte Ketone, auch unter der Abkürzung VOCs (flüchtige organische Verbindungen) bekannt, können das Wohlbefinden beeinträchtigen.

Ein Problem ist der Schimmel, welches sich in den letzten Jahren eher noch verstärkt hat, seitdem Häuser zunehmend luftdicht gebaut und Altbauten energieeffizient saniert werden.

Ein wohngesundes Haus

Ein wohngesundes Haus zu planen, beginnt bereits bei der Standortwahl. Die Lage des Gebäudes ist eine grundlegende Entscheidung die im Gegensatz zu den meisten Baufehlern nachträglich nicht mehr auszubessern ist. Wichtige Aspekte sind vor allem Verkehrswege, Nachbarbebauungen, Boden- und Wasserverhältnisse, Emissionen aus Industrie. Landwirtschaft und Verkehr sowie elektromagnetische und magnetische Felder.

Die Orientierung des Gebäudes nach den Himmelsrichtungen, seine Gestaltung und Konstruktion sind die nächsten Schritte zum gesunden Wohnhaus. Der Einsatz heimischer, bewährter Baumaterialien sowie eine gute Belichtung und Durchlüftbarkeit sind weitere entscheidende Gesichtspunkte. Wichtig ist auch ein das Gebäude vollständig umhüllender Wärmeschutz, der im Innern ein großes Maß an Behaglichkeit bringt. Im Innenraum sollten möglichst schadstofffreie, natürliche Baustoffe eingesetzt werden, die Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben können und damit für ein ausgeglichenes Raumklima sorgen. Für Wände sind beispielsweise Kalk- und Lehmputze mit Mineralfarbe gut geeignet. Für Böden bieten sich unlackierte Massivholzbeläge, Kork oder Linoleum an.

Auch die Reduzierung von elektrischen Feldern gehört zu einem gesunden Wohnen. Durch elektrische Geräte, Verkabelungen und Leuchten entstehen elektrische Felder. Hinzu kommen hochfrequente Strahlungen von außen durch Mobilfunksender sowie aus internen Quellen durch Schnurlostelefone, Mikrowellenherde, Babyphone usw. In einigen Gebieten Deutschlands ist darüber hinaus mit natürlicher Radioaktivität durch Radon zu rechnen. Dieses Gas stammt aus Gesteinsschichten und gelangt über Undichtigkeiten des Kellers in die Innenräume. In betroffenen Gebieten ist daher auf eine luftdichte Ausführung des Kellers zu achten.

Während ursprünglich nahezu ausschließlich regional vorhandene Materialien wie Natursteine, Holz, Lehm, Kalk, Stroh, Flachs, Hanf, Schilf und Tierhaare zum Bau und Einrichten von Wohnhäusern verwendet wurden, ist die heutige Baustoffpalette unüberschaubar groß. Gerade die Erdölverarbeitung zu Kunststoffen brachte vielfältige Materialien mit unterschiedlichsten Eigenschaften hervor. Beim wohngesunden Bauen steht zusätzlich zur Erfüllung der geforderten Funktion auch die Vermeidung einer Gesundheitsbelastung durch Ausgasungen oder den Abtrag von Partikeln im Vordergrund.

Im Innenraum sollte besonders den Teppichböden Aufmerksamkeit geschenkt werden. 95 Prozent dieser Böden sind aus Kunstfasern wie Polyacryl, Polyamid oder Polyester. Sie sind nicht feuchteregulierend und laden sich elektrostatisch auf. Diese Teppiche enthalten Flammschutzmittel, Weichmacher und Imprägniermittel aus Kunstharzen. Problematisch sind auch die Schaumrücken und Kleber. Hier können Polyurethan, PVC, Styrol-Butadien und Formaldehyd enthalten sein. Aber auch Wollteppiche sind oft mit Schadstoffen belastet. Meistens sind es Mottenschutzmittel, die zwar nicht ausgasen, jedoch giftig sein können, wenn sie in den Körper gelangen. Besonders bei Kleinkindern ist hier Vorsicht geboten.

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