Einblaszellulose/Zelluloseplatte

Rohstoff

Als Ausgangsmaterial dient ausgesuchtes Altpapier von Tageszeitungen (auch Remittenden), nachweislich ohne nennenswerte Schwermetallbelastung. Nach Untersuchungen aus den 90er Jahren sind in Deutschland nicht verwertete Altpapiermengen verfügbar, aus denen über 1 Mio. t Zeitungspapier jährlich gewonnen werden könnten. Dies entspräche einem Dämmvolumen von 20 Mio. m³, mit dem vier Fünftel des Dämmstoffbedarfs im Jahr 2005 hätten gedeckt werden können.

 

Herstellung

Zur Produktion wird das in Ballen angelieferte Zeitungspapier aufgelöst in einem geschlossenen Bearbeitungsprozess verarbeitet. Der Prozess braucht sehr wenig Energie und belastet weder Wasser noch Boden. Das Papier wird zerfasert, die Zusatzstoffe werden den Flocken direkt über eine geschlossene Dosierstation beigefügt. Der Wärmedämmstoff wird über Schächte und Füllstempel in die jeweiligen Verpackungseinheiten verdichtet. Die im losen Dämmstoff enthaltene Luft wird beim Verdichten herausgedrückt. Auf der Baustelle wird das Material in eine Einblasmaschine gefüllt, die das Produkt auflockert und in die vorgesehenen Hohlräume bzw. auf die vorgesehene Fläche transportiert. Die Transportluft entweicht beim Einfüllen/Auftragen und enthält naturgemäß noch Staubpartikel. Diese Staubbelastung kann zum Überschreiten der MAK-Werte in der Arbeitsplatzumgebung des Verarbeiters führen und macht den Einsatz von Schutzmaßnahmen (Atemfilter) notwendig.
Bei der Mattenherstellung erfolgt die Verfestigung mit dem Bindemittel (Polyolefine) zur Endlosplatte. Diese wird dann aufgetrennt, gestapelt und verpackt.

 

Zusammensetzung

Zellulose aus Tageszeitungspapier, Zusätze von Borax und Borsäure als Brandschutzmittel und Fungizid (isofloc, climacell, Homatherm fineFloc, DOBRY-EKOVILLA).
Dämmstatt’s CI enthält < 4 % Borsäure und Aluminiumhydroxid (gesamt 12 %), Dämmstatt’s CI boratfrei enthält Fungotannin und Ammoniumphosphat (gesamt 10 %).
Polyolefine als Bindemittel bei den Zellulosematten (homatherm).

 

Verwendung

Verwendung zum Ein-, Aus- oder Aufblasen in Hohlräume von Dächern, Wänden und Decken oder als offenliegende, freie Dämmschicht.
Typische Anwendungen der Zellulosematte sind Zwischensparrendämmungen und die Dämmung in leichten Trennwänden, sowie Außendämmung bei hinterlüfteter Fassade und Dämmung von Holzständerkonstruktionen.

 

In den vorbereiteten Dachhohlraum wird Zellulose-Dämmstoff von innen oder außen eingeblasen (Quelle: Isofloc)

Verarbeitung

Zellulosefaser-Flocken werden auf der Baustelle in eine Verarbeitungsmaschine gefüllt und durch ein Schlauchsystem an die Einbaustelle gefördert.

Sprühverfahren (Quelle: Isofloc)

Mit Hilfe von zugegebenem Wasser wird Zellulose zu einem nach Trocknung haftenden und verfestigtem Dämmfaserkuchen verarbeitet. Bei diesem als CSO-Verfahren bezeichnetem Prozess (feuchtes Einsprühen in später zu schließende Hohlräume, an Wände oder Decken ohne weitere Abdeckung) erfolgt eine Zugabe von ca. 50 Gew.-% Leitungswasser. Diese Feuchtigkeit ist in der fertigen Dämmschicht nicht mehr enthalten, sie trocknet nach dem Sprühvorgang rasch wieder aus.

Einklemmen einer flexiblen Zellulosedämmplatte (Quelle: Homatherm)

Die Platten können mit üblichen Holzbearbeitungswerkzeugen und –maschinen geschnitten, noch besser gesägt werden. Auf Grund ihrer Flexibilität sind die Platten sehr gut klemmbar, können aber auch mit handelsüblichen mineralischen Bauklebern angebracht werden. Eine Eigenleistung ist sehr gut möglich. Die Verarbeitung ist wenig staubend, dennoch sollte ein Atemschutz eingesetzt werden.
Das Gefahrstoff-Informationssystem der Berufsgenossenschaften der Bauwirtschaft (GISBAU) empfiehlt als Schutzmaßnahmen zur Verarbeitung Augenschutz (Gestellbrille), Atemschutz (mind. Partikelfilter P2) sowie geschlossene Arbeitskleidung und Handschuhe als Körperschutz.
Arbeiten sind unter Frischluftzufuhr durchzuführen.

 

Rückbau und Entsorgungsmöglichkeiten

Einblasflocken können bis zu dreimal abgesaugt und wiederverwendet werden. Bei mechanischem Ausbau ist eine unbeschränkte Wiederverwendung möglich.
Zellulose-Dämmstoffe sind in Deutschland erst seit ca. 20 Jahren großflächig im Einsatz. Größere Mengen aus Rückbaumaßnahmen fallen daher derzeit i.d.R. noch nicht an. Mobile Entsorgungseinheiten mit Absaug- und Verschmutzungstrenntechnik befinden sich in der Erprobung. Von den Herstellern wird eine Rücknahme zur Aufbereitung zu kompostierbarem Material (Trennung von den Zusatzstoffen notwendig) und Wiederverwendung entwickelt. Neben der stofflichen Verwertung können Zellulosefaser-Flocken der energetischen Verwertung (Verbrennung) zugeführt werden.

 

Hersteller/Vertrieb

CWA Cellulosewerk Angelbachtal (www.climacell.de);
Zelluloseflocke

Dämmstatt W.E.R.F. GmbH (www.daemmstatt.de);
Zelluloseflocke

Dobry Dämmsysteme GmbH (www.dobry-daemmsysteme.de);
Zelluloseflocke

isofloc Wärmedämmtechnik GmbH (www.isofloc.de);
Zelluloseflocke

Homatherm GmbH  Co. KG (www.homatherm.de);
Zelluloseflocke, Zelluloseplatte

 

Technische Daten der Einblaszellulose

Wärmeleitfähigkeit λ [W/mK): 0,040-0,045

Diffusionswiderstandszahl μ: 1-1,5

spezifische Wärmekapazität c [J/kgK]: 2200

Rohdichte ρ [kg/m³]: 35-60

Technische Daten der Zelluloseplatten

Wärmeleitfähigkeit λ [W/mK): 0,040

Diffusionswiderstandszahl μ: 2-3

spezifische Wärmekapazität c [J/kgK]: 2000

Rohdichte ρ [kg/m³]: 70

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